PSD-Wien weitet seine Angebote aus
Zum dritten Mal hat SORA in Auftrag derPsychosozialen Dienste in Wien (PSD-Wien) im Jahr 2022 Wiener*innen zu ihrem psychischen Gesundheitszustand befragt. Die Daten zeigen ein eindeutiges Bild: die Herausforderungen werden stärker und unterschiedlicher. Auch, wenn die Befragung in einer Phase des Abklingens der Pandemie stattfand, berichten 34% der Wiener*innen von einer Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit. Das ist war etwas besser, als im Jahr 2021, als 46% die Frage nach einer Verschlechterung mit „ja“ beantworteten, aber immer noch deutlich mehr als im Jahr 2021, als dies 27% taten.
60% der Wiener*innen berichten, dass sie zumindest an einzelnen Tagen Depression, Ängste und Erschöpfung verspürt haben. Die Erschöpfung hat sich – im Gegensatz zu anderen Symptomen – nicht verringert, sondern ist weiter gestiegen. Rund 50% leiden unter Niedergeschlagenheit, unkontrollierbaren Sorgen oder Einsamkeit und 30% geben schwere familiäre Konflikte an – ein Wert, der sich seit 2020 mehr als verdoppelt hat.
Die Herausforderungen werden diverser
Während die Belastungen durch die Pandemie leicht zurückgegangen sind – obwohl immer noch 44% darunter leiden - fühlen sich mehr als die Hälfte durch die steigenden Preise belastet und genau die Hälfte auf Grund des Krieges in der nahen Umgebung.
„Dass alle im selben Boot sitzen, ist faktisch falsch, das zeigt auch die Studie“, stellt der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, Ewald Lochner, fest. Wir befinden uns vielleicht alle auf einer rauen See. Dennoch ist es ein Unterschied, ob jemand sich in einer großen Yacht oder in einem Kanu oder Einbaum auf rauer See befindet.“ Denn, vulnerable Gruppen, die schon vor der Pandemie belastet waren, Frauen und junge Menschen sowie Personen, deren ökonomischen Ressourcen sich im unteren Drittel befinden, sind deutlich schwerer betroffen, als andere.
Neue Maßnahmen
Der PSD-Wien reagiert auf die in der Studie erhobenen Zahlen mit unterschiedlichen Maßnahmen:
CORONA SORGENHOTLINE WIRD ZUR SORGENHOTLINE
Neben den bestehenden Angeboten wie dem Sozialpsychiatrischen Notdienst, der unter 01 313 30 rund um die Uhr und 24 Stunden am Tag erreichbar ist und der Psychosozialen Information unter 01 4000-53060, bietet nun auch die Sorgenhotline unter 01 4000-53000 von Montag bis Freitag zwischen 8:00 und 20:00 Uhr telefonische Abklärung, Entlastung und direkte, schnelle Beratung. Wie auch bisher, als Corona Sorgenhotline, ist die Sorgenhotline eine niederschwellige erste Anlaufstelle, die kostenlos und auch anonym erreichbar ist. Denn oft ist die Entlastung nur ein Gespräch weit entfernt!
HOME-TREATMENT WIRD AUSGEBAUT
Das Home-Treatment ist als Pilotprojekt der PSD-Wien in Kooperation mit der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie (MedUni Wien/AKH) 2021 gestartet, wird nun verlängert und vergrößert. Zwei weitere Teams sind bereits im Einsatz, ein weiteres Team soll im Laufe dieses Jahres hinzukommen. Im Rahmen des Home-Treatments werden Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen und deren Familien für einen längeren Behandlungszeitraum in ihrem direkten Lebensumfeld – bei sich zu Hause – betreut. Durch die Arbeit vor Ort wird der Lebensalltag der Kinder und Jugendlichen in die Behandlung miteinbezogen und es kommt zu keinen Abbrüchen von wichtigen sozialen Beziehungen in Familie, Schule oder Betreuungsumfeld.
DER KAMPF GEGEN STIGMATISIERUNG VON PSYCHISCHEN ERKRANKUNGEN GEHT WEITER
Ein Drittel der Befragten, gab im Zuge der SORA Studie an, dass sie Hilfe gebraucht hätten, diese aber aus Scham nicht in Anspruch nahmen. Mit der 2019 ins Leben gerufenen Kampagne #darüberredenwir tritt der PSD-Wien Stigmatisierungen von psychischen Erkrankungen entgegen. In der nächsten Etappe der Kampagne sollen vor allem junge Menschen angesprochen werden. Der Fokus liegt dabei auf der Vermittlung von Wissen und Tipps.