Psychiatrische Liaisondienste
Wir führen psychiatrische Liaisondienste zu unterschiedlichen Einrichtungen des Wiener Gesundheits- und Sozialwesens. Etwa zu Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, der Flüchtlingshilfe, zu Krisenzentren der MA 11 und zu einer Pflegeeinrichtung der Caritas. Die Angebote der Psychiatrischen Liaisondienste des PSD-Wien umfassen Beratung und Unterstützung der Mitarbeiter*innen der jeweiligen Einrichtungen vor Ort und in bestimmten Bereichen auch eine medizinische und therapeutische Behandlung von Patient*innen.
Psychiatrische Liaisondienste zur Wiener Wohnungslosenhilfe
Psychische Erkrankung kann zur Wohnungs- und Obdachlosigkeit führen. Im Gegenzug leiden bis zu zwei Drittel aller Wohnungslosen an einer psychischen Erkrankung. Grundsätzlich besteht ein erheblicher psychiatrischer Hilfebedarf unter Wohnungslosen. Die Betroffenen wissen oft nicht um Behandlungsangebote Bescheid oder suchen keine Hilfe. Dafür kann es viele Gründe geben: fehlende Krankheitseinsicht, mangelnde Eigeninitiative oder auch Angst vor doppelter Stigmatisierung (wohnungslos und psychisch krank). Vielfach haben diese Menschen vordergründig mit elementaren sozialen Bedürfnissen (Nahrung, Kleidung und Schlafplatz) zu kämpfen.
Als spezielles und umfassendes Hilfsangebot haben die Psychosozialen Dienste zu derzeit ca. 40 Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe psychiatrische Liaisondienste eingerichtet. Dabei werden die Mitarbeiter*innen der Wohnungslosenhilfe oder der Einrichtung im Umgang mit Betroffenen beraten und unterstützt. Neben Präventionsangeboten und Krisenintervention werden auch individuell angepasste Hilfen sowie Zugang zu anderen Betreuungsmöglichkeiten geboten. Die Liaisondienste werden von ausgewählten Fachärzt*innen der Psychosozialen Dienste in Wien geleistet.
Psychiatrische Liaisondienste zu Einrichtungen der Wiener Flüchtlingshilfe
Das Risiko für psychische (und körperliche) Erkrankungen bei geflüchteten Menschen ist aufgrund zahlreicher Belastungen, die vor, während und nach der Flucht auftreten, um ein Vielfaches höher als in der Allgemeinbevölkerung. Die Inanspruchnahme psychosozialer Angebote fällt jedoch gleichzeitig deutlich geringer aus. Psychiatrische Liaisondienste zu Flüchtlingsunterkünften können dazu beitragen, dem besonders hohen sozialpsychiatrischen Versorgungsbedarf von geflüchteten Menschen gerecht zu werden. Dies hat nicht nur für die Betroffenen Vorteile, sondern auch für die Mitarbeiter*innen der Einrichtungen, da Belastungen verringert und die Erkennung von psychischen Erkrankungen verbessert werden können.
Die Hauptaufgaben dieses Liaisondienstes sind der Aufbau einer niederschwelligen psychiatrischen Behandlung von psychisch erkrankten und zum Teil traumatisierten Bewohner*innen der Einrichtungen der Wiener Flüchtlingshilfe sowie Vernetzung und Zusammenarbeit mit den regional zuständigen Ambulatorien und dem stationären Bereich. Die Teams vor Ort werden durch Fortbildungen, Supervision und Fallbesprechungen unterstützt. Seit März 2022 besteht bei der Koordination und Vernetzung mit Einrichtungen in Wien ein zusätzlicher Schwerpunkt hinsichtlich der Fluchtbewegung aus der Ukraine. Hier konnte ein spezielles muttersprachliches therapeutisches Angebot für aus der Ukraine Geflüchtete bereitgestellt werden.
Psychiatrische Liaisondienste zu Einrichtungen der Wiener Jugendwohlfahrt
Als zusätzliches Leistungsangebot werden vom Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulatorium – Extended Soulspace ausgehend Liaisonangebote als präventive Maßnahme zu allen sozialpädagogischen Einrichtungen/Wohngemeinschaften angeboten. Der kinder- und jugendpsychiatrische Liaisondienst stellt eine wichtige Nahtstelle zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und den Wiener Kriseneinrichtungen für Kinder und Jugendliche dar.
Das Leistungsspektrum umfasst dabei vor allem die Abklärung unklarer psychiatriebezogener Situationen, eines psychiatriebezogenen Falles oder einer psychiatriebezogenen Akutfortbildung für die sozialpädagogischen Teams. Durch rechtzeitige Intervention und Unterstützung können Eskalationen/krisenhafte Situationen hintangehalten und stationäre Aufnahmen reduziert werden.
Psychiatrischer Liaisondienst Pflege und Betreuung
Das Risiko für psychische (und körperliche) Erkrankungen bzw. deren Häufigkeit steigen mit zunehmendem Alter. Kommt zu einer bestehenden schweren psychiatrischen Erkrankung im hohen Alter auch eine Pflegebedürftigkeit hinzu, steigt für die Betroffenen die Wahrscheinlichkeit einer Wohnungslosigkeit, da Pflegeeinrichtungen nicht darauf spezialisiert sind. Der 2022 neu eingerichtete psychiatrische Liaisondienst „Pflege und Betreuung“ zum Haus St. Lukas (Caritas) berücksichtigt diesen besonderen Aspekt und ist für die Mitarbeiter*innen der Pflegeeinrichtung eine wichtige psychiatrisch-ärztliche Ressource.