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„Atemberaubend vielfältig“: die Jahrestagung des PSD-Wien

Das Gartenbaukino im 1. Bezirk bot den Rahmen für die PSD-Jahrestagung, die nach zwei pandemiebedingten Online-Veranstaltungen heuer wieder in Präsenz stattfinden konnte. Viele der insgesamt 400 Mitarbeiter*innen folgten der Einladung, in der die Mitarbeiter*innen ebenso vor den Vorhang geholt wurden, wie die vergangenen Herausforderungen reflektiert und kommende diskutiert wurden.

2021: Fast 12.000 Patient*innen

Fast 12.000 Patient*innen zwischen 4 und 100 Jahren mit 260.000 Leistungen wurden durch den PSD-Wien 2021 betreut. Dem Motto der Veranstaltung „Atemberaubend vielfältig“ folgend, sagte Chefarzt Dr. Psota bei der Begrüßung: „Vielfalt lässt uns wachsen und wir wachsen mit.“ 2022 ist die Zahl der Patient*innen weiter gestiegen und auch die Anzahl der Mitarbeiter*innen bereits einen Höchststand erreicht. 2023 werde dieser weiter ausgebaut, so Psota. „Wachsen ist aber nicht immer ganz einfach, denn es gilt auch die nötigen Strukturen dafür zu schaffen.“

2022: Viele neue Maßnahmen und Projekte

Gemeinsam mit Dr. Psota bedankte sich Koordinator Ewald Lochner bei den Mitarbeiter*innen für ihre tägliche herausfordernde Arbeit und ihren Einsatz. „Wir wissen, dass der Bedarf an unserer Arbeit gestiegen ist und auch weiterhin steigen wird“, betonte Lochner. Er wies auch auf eine Vielzahl von Maßnahmen aus dem Jahr 2022 hin, wie den Aufbau des Impfsalons, der speziell für Menschen mit Impfangst und Nadelphobien entwickelt wurde. Oder neue Maßnahmen im Bereich des Mitarbeiter*innenrecruitings wie die Teilnahme an relevanten Messen und Konferenzen im deutschsprachigen Ausland. Oder die Kampagne „darüberredenwir“ und die Sorgenhotline zur Unterstützung der Wiener*innen.

Studie zur psychosozialen Situation der Wiener*innen

Nach einem Video, in dem sich die Mitarbeiter*innen der Verwaltung präsentierten, folgte die erstmalige öffentliche Vorstellung des dritten Teils der Sora Studie „Psychosoziale Situation der Wiener*innen während der Pandemie.“ Studienautorin Mag.a Martina Zandonella präsentierte die wichtigsten Erkenntnisse aus der repräsentativen Befragung, die nun bereits zum dritten Mal, jeweils im Abstand von einem Jahr durchgeführt wurde.  „Die Daten zeigen, dass auch im dritten Jahr der Pandemie die Wiener*innen sehr belastet sind. Rund 1/3 aller Wiener*innen sagen, dass sich ihre persönliche psychosoziale Situation verschlechtert habe. Und dass, obwohl die Befragung zu einem Zeitpunkt stattfand, als das pandemische Geschehen eher gering war. Dafür rückten der Krieg in Europa und das Thema Teuerung in den Fokus der Menschen. Zusätzlich haben die Symptome zugenommen“, sagte Zandonella. „Es zeigt sich aber auch, dass eine schlechtere psychische Verfassung mittlerweile die Norm geworden zu sein scheint.“  Als gesellschaftliche Gruppen, die derzeit besonders betroffen sind, macht Zandonella Personen aus, die bereits vor der Pandemie mit psychosozialen Herausforderungen zu kämpfen hatten. Aber auch arbeitslose Menschen und solche, die in einer schwierigen ökonomischen Situation sind. Darüber hinaus sind außerdem junge Menschen und Frauen als Risikogruppe zu betrachten, hier besonders Alleinerzieher*innen. „Psychische Gesundheit ist immer in Strukturen eingebettet und eine spiegelt die gesellschaftlichen Umstände wider“, betonte Zandonella.

Diskussionsrunde

In der anschließenden Diskussionsrunde diskutierten der Koordinator Ewald Lochner, Chefarzt Dr. Psota, Primaria Dr.in Juliane Walter-Herz, Susanne Schmiedhuber, verantwortlich für den Bereich PPV und Angela Mach vom ISP der SDW und Projektverantwortliche für „Basta“ die Ergebnisse der Studie und die daraus abzuleitenden Aufgaben für den PSD-Wien. „Was wir brauchen, ist zunächst diese Zahlen auszuhalten und wahrzunehmen“, sagte Chefarzt Psota. „Wir müssen der Krise ins Augen sehen, gleichzeitig aber versuchen, unser Leben zu leben und uns daran zu erfreuen. Und außerdem müssen wir Resilienz entwickeln“, fasste er die Aufgaben zusammen. „Es ist auch klar, dass wir vor einer Mammutaufgabe stehen, die wir nicht alleine bewältigen können. Wir können nicht die Gesundheitsversorgung für alle übernehmen.“ Koordinator Lochner stellte fest, dass wir eben nicht – wie es oft behauptet wird – alle im selben Boot sitzen. „Es gibt Gruppen, die stärker betroffen sind, als andere. Das zeigt die Studie eindeutig.“ Es sei notwendig, das Thema noch stärker auch gesellschaftlich zu thematisieren. „Betroffene sind ernst zu nehmen. Sie müssen mitgenommen werden. Dies ist der erste entscheidende Schritt. Danach folgt der Maßnahmenkatalog.“ Dr.in  Herz-Walter wies auf die besondere Situation von Frauen hin. „Frauen erleben oft eine besondere geschlechtsspezifische Gewalt und leiden unter einer besonderen Belastung. Außerdem orientieren sie sich meist sehr stark an Familienkonstanten.“ Hier brauche es spezielle Angebote, die die Gesundheitskompetenz erhöhe und eine selbstbestimmte Teilhabe ermögliche. In Bezug auf Jugendliche verwies Angela Mach auf die Erfolge des Projekts: „Basta bietet Schulworkshops mit Erfahrungsexpert*innen an. Wir schauen damit schon früher hin, denn es geht um Jugendliche, denen es noch gut geht, aber natürlich gefährdet sind. Es ist immer schön zu sehen, wie wertschätzend und dankbar  junge Menschen auf das Angebot reagieren. Und dass sie lernen, sich nicht schämen zu müssen und Hilfe anzunehmen“, beschrieb Mach das Programm, das bereits 1.500 Jugendliche erreichen konnte.  Psota verwies außerdem auf das Home-Treatment, das ebenfalls ausgebaut werden soll. Susanne Schmiedhuber erzählte darüber hinaus vom psychiatrischen und psychosomatischen Versorgungsplan (PPV). Als Teil davon startete kürzlich die erste Regionalversorgungsplattform in Favoriten, die alle Einrichtungen und Organisationen, die psychosoziale Versorgung anbieten besser vernetzt werden. „Mehr als 30 Organisationen nahmen teil, um in Zukunft eine bessere psychische Versorgung wohnortnah garantieren zu können“, so Schmiedhuber.

Bei der abschließenden Runde nach den Zukunftswünschen befragt, war man sich einig, dass „mehr wir, weniger ich“ und das „gegenseitige Zuhören und ernst nehmen“ die größten Wünsche sind, an die aber auch große Hoffnungen geknüpft sind.

Im Notfall: 01 31330