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Die Rolle der Psychiatrie im Wandel: Zukünftige Herausforderungen heute erkennen

Der Weltkongress für Psychiatrie der World Psychiatric Associaten (WPA) bietet ein breites Diskussionsforum für aktuelle und künftige Herausforderungen. Erstmals seit 40 Jahren findet er von 28. September bis 1. Oktober 2023 wieder in Wien statt. 

Mit 145 psychiatrischen Gesellschaften in 121 Ländern bringt der Weltverband der Psychiatrie mehr als 250.000 Psychiater*innen zusammen. Der Weltkongress für Psychiatrie ist die wichtigste Veranstaltung des WPA. 1983 fand dieser zuletzt in Wien statt. Exakt 40 Jahre danach kehrt das Weltereignis unter dem Motto „Psychiatrie: aktuelle Erkenntnisse und Handlungsperspektiven“ zurück in die Stadt. Rund 4.000 Wissenschaftler*innen, Forscher*innen, in der Psychiatrie tätige Fachleute und Gesundheitsdienstleister*innen kommen aus der ganzen Welt zusammen. In 230 Sessions werden mehr als 800 Redner*innen aktuelle Herausforderung der Psychiatrie diskutieren und sich über „best practice“ Modelle austauschen.

Wir freuen uns, dass der Weltpsychiatriekongress nach 40 Jahren erstmals wieder in Wien stattfindet. Zusammen mit tausenden Kolleg*innen aus aller Welt werden wir die mannigfaltigen aktuellen Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze diskutieren. Wien kann auf eine lange Geschichte der Psychiatrie zurückblicken. Dennoch wird der Blick zwischen dem 28. September und 1. Oktober vor allem in die Zukunft gerichtet sein. Denn die Herausforderungen sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

- Ewald Lochner, MA, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien

ZUKÜNFTIGE HERAUSFORDERUNGEN HEUTE ERKENNEN

Stigmatisierung

Stigmatisierung der Betroffenen beeinträchtigt das ganze Leben. Wie der ehemalige Präsident des Weltverbandes für Psychiatrie, Norman Sartorius, 2019 sagte: „Stigma als größte Hürde für die Verbesserung der psychischen Gesundheitsversorgung“. Durch die Pandemie hat sich der Fokus auf psychische Erkrankungen erweitert, aber es gibt noch viel zu tun. Wie beim Bruch eines Arms muss es selbstverständlich werden, bei einer psychischen Erkrankung eine*n Ärzt*in aufzusuchen und im Privat- und Arbeitsleben dürfen sie kein Tabu sein. Faktenbasierte Informationen sind die entscheidenden Bausteine, um einer Stigmatisierung entgegenzutreten. 

Klimakrise, Long-COVID, Migration und Flucht

Neben wichtigen Themen wie beispielsweise Folgen von Krieg, Migration und Flucht, körperlicher Komorbidität, Klimawandel oder Long-COVID als Herausforderungen der Psychiatrie werden am Weltkongress zentrale Fragen der Versorgung wie die Betreuung von Randgruppen oder assistierter Suizid diskutiert.

Zu den großen Herausforderungen für die europäische Psychiatrie in den nächsten Jahren gehören Long-COVID, Klimawandel und die Versorgung von Geflüchteten und Vertriebenen.

- Univ.-Prof. Dr. Johannes Wancata, Leiter der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie, MedUni Wien

Die Pandemie hat die Vernetzung und Bedeutung des Bio-Psycho-Soziologischen Modells aufgezeigt. Den Menschen in seiner Betroffenheit und in allen seine Facetten zu unterstützen, ist eine zentrale Aufgabe der Psychiatrie. Psychische Erkrankungen können durch lebensgeschichtliche, soziale und biologische Faktoren entstehen. In Diagnostik und Therapie müssen all diese Aspekte berücksichtigt werden. Psychiater*innen sind die einzige Berufsgruppe, die in all diesen Bereichen umfassend und ganzheitlich ausgebildet ist.

Die Psychiatrie ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, um die Randgruppen mitzunehmen. Weltweit werden wir mit den COVID-Folgen und dem Klimawandel zu tun haben. In Europa wird die immer größere Gruppe der älteren Menschen und die Integration von Geflüchteten und Vertriebenen eine wichtige Herausforderung sein. Gut ausgebildete Fachärzt*innen im Psychiatrischen Feld gewinnen zunehmend an Bedeutung!

- Prim. Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Martin Aigner, Präsident der ÖGPP, Leiter der Klinischen Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Universitätsklinikum Tulln

Wandel des Berufsbildes

Neben der wissenschaftlich fundierten Ausbildung ist es wichtig Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in der Praxis zu erlernen, weiterzuentwickeln und zu koordinieren. 80% der psychiatrischen Erkrankungen entstehen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren (Transitionszeit). Um darauf einzugehen braucht es neue Strukturen, die vermehrt auf die Prävention setzen, und eine Integration in die Gesellschaft ermöglichen.

Prävention psychischer Erkrankungen oder deren Folgen ist möglich und ist eine der wesentlichen Säulen der Zukunft der Psychiatrie.

- Assoc. Prof.in Priv.Doz.in Dr.in Nilufar Mossaheb, Leiterin der Ambulanz zur Früherkennung von Psychosen, MedUni Wien

Früherkennung psychiatrischer Erkrankungen

Viele psychische Erkrankungen treten im Jugendlichen- oder frühen Erwachsenenalter auf und die Belastungen dieser Altersgruppe haben massiv zugenommen. Weniger bekannt ist jedoch, dass es - wie in anderen Bereichen der Medizin - evidenz-basierte Möglichkeiten der Prävention psychischer Erkrankungen und/oder deren Folgen gibt. Spezialisierte Anlaufstellen, wie Früherkennungsambulanzen, haben als Ziel eine Krankheitsentwicklung bei Personen mit beginnenden psychischen Beschwerden zu verhindern und Beeinträchtigungen zu lindern. Prävention psychischer Erkrankungen ist zunehmend möglich.

Im Notfall: 01 31330