PPV – Psychiatrischer und Psychosomatischer Versorgungsplan 2030
2016 einstimmig im Wiener Landtag beschlossen und seit 2020 in der Umsetzung, bringt der Psychiatrische und Psychosomatische Versorgungsplan (PPV) die psychiatrische Versorgung in ausreichender Zahl dorthin, wo es gebraucht wird. Die Versorgung findet am best point of care statt – niederschwellige Angebote, Vernetzung von Behandler*innen und Begleitung der Patient*innen sind die Grundpfeiler des Angebots. Neue, innovative Angebote werden auf- und umgesetzt.
Die psychiatrische Versorgung als Gesamtheit sehen und Herausforderungen früh erkennen sind die Lebensadern, die Wien für die Zukunft wappnen und die psychosoziale Versorgung für die rund 2 Millionen Wiener*innen sicherstellen.
Das strategische Konzept sieht in der Allgemeinpsychiatrie drei Großversorgungsregionen (Nord/Ost, Süd und West) vor, in denen jeweils zwei stationäre Standorte für die Betreuung psychiatrischer Erkrankungen zur Verfügung stehen. Die ambulante Versorgung erfolgt weiterhin in den acht sozialpsychiatrischen Ambulatorien. Darüber hinaus deckt die Universitätsklinik im AKH Spezialbereiche der Psychiatrie ab.
In der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind in jeder der drei Großregionen eine stationäre und zwei ambulante Einrichtungen geplant. Auch hier werden im AKH Spezialbereiche abgedeckt.
Ziel der Strategie ist es, die definierten Prinzipien umzusetzen. Unter anderem sind diese:
- Wohnortnahe Versorgung
- Bedarfs- und bedürfnisgerechte Versorgung
- Vernetzung der Behandlungsstrukturen und Kooperationspartner*innen sowie kontinuierliche Behandlung und Betreuung
- Ambulant vor tagesklinisch vor stationär
Seit 2020 werden neben dem Aufbau der Infrastruktur auch verschiedene Pilotprojekte erarbeitet und als Angebote in verschiedenen Regionen umsetzt bzw. verstärkt erprobt:
Mitarbeiter*innen des stationären und des ambulanten Bereichs arbeiten zusammen, um mit notwendigen behandlerischen Maßnahmen auf den individuellen Bedarf der Patient*innen einzugehen. Gemeinsam mit den Patient*innen und deren Umfeld wird an der Stabilisierung und Verbesserung der Lebensqualität gearbeitet. Diese findet durch die Arbeit im medizinischen, pflegerischen und sozialarbeiterischen Bereich statt. In gemeinsamen Besprechungen der stationären und ambulanten Mitarbeiter*innen wird die jeweils beste Betreuungsform gefunden. : Durch diese intensive Zusammenarbeit kann sichergestellt werden, dass die Behandlungsteams über die Maßnahmen der jeweilig anderen Organisation informiert sind. So kann eine optimale Behandlungskontinuität gewährleistet werden.
Kontakt:
Sozialpsychiatrisches Ambulatorium Landstraße – SPA 3
Sozialpsychiatrisches Ambulatorium Favoriten – SPA 10
Personen mit schweren psychischen Erkrankungen und solche mit schizophrenen Erkrankungen werden in diesem Pilotprojekt für Personen im 2. und 22. Wiener Gemeindebezirk in ihrem alltäglichen Lebensumfeld betreut, sodass ein stationärer Aufenthalt möglichst vermieden wird. Die Intensität der Behandlung ist dabei flexibel an den Bedarf der Patient*innen angepasst und sieht kein vordefiniertes Ende vor. Ein Team aus verschiedenen Berufsgruppen unterstützt die Patient*innen in ihrem alltäglichen Lebensumfeld und bietet Hilfe, die von medizinischer Behandlung bis zur Unterstützung von alltäglichen Herausforderungen, reicht.
Kontakt: Sozialpsychiatrisches Ambulatorium Donaustadt – SPA 22
Home-Treatment ist die Behandlung junger Menschen in ihrem alltäglichen Lebensumfeld. Dadurch wird der Lebensalltag in die Behandlung einbezogen und Abbrüche von wichtigen sozialen Beziehungen, etwa zur Familie, Schule oder Betreuungsumfeld werden vermieden. Das Team aus verschiedenen Berufsgruppen arbeitet ebenso intensiv mit den Patient*innen, wie dies in einem stationären oder tagesklinischen Setting der Fall wäre. Durch eine breite Therapievielfalt kann dabei auf den individuellen Bedarf junger Menschen eingegangen werden.
Kontakt: hometreatment@psd-wien.at
15 bis 20 Prozent der Mütter und fünf Prozent der Väter entwickeln rund um die Geburt ihres Kindes eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung. Darunter fallen etwa Depressionen, Angst- und Zwangserkrankungen, das posttraumatische Stresssyndrom und Psychosen. Nach dem Aufbau zusätzlicher fachärztlicher Expertise wird ein überregionales ambulantes, tagesklinisches und stationäres Angebot aufgebaut, das medizinische, pflegerische und sozialarbeiterische Beratung für diese spezifische Gruppe bietet. Der Beziehungsaufbau mit Patient*innen und Angehörigen auf der einen, sowie Klinikpersonal und anderen betreuenden Einrichtungen auf der anderen Seite steht darüber hinaus im Mittelpunkt.
Der Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter stellt immer eine Herausforderung dar. In der Psychiatrie besteht außerdem die Gefahr, dass Jugendliche ihre gewohnte Behandlung nicht weiterführen können und sie vom System nicht ausreichend im Übergang zur Allgemeinpsychiatrie unterstützt werden. Die Transitionspsychiatrie, die die Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren betreut, schließt diese Lücke und setzt die Behandlung in dieser sensiblen Phase bedarfsgerecht fort. Mit dem Pilotprojekt der ambulanten Transitionspsychiatrie werden mittels Case & Care-Management Behandlungsabbrüche wegen des Systemwechsels vermieden.
Kontakt: ppv@psd-wien.at
EX-IN-Genesungsbegleiter*innen nützen die Erfahrung, die sie selbst als (ehemals) psychisch Erkrankte gesammelt haben, um Patient*innen Hoffnung zu machen und eine Vermittler*innenrolle zwischen den Patient*innen und Behandler*innen einzunehmen. Darüber hinaus können sie Berührungsängste abbauen und den Anliegen der Patient*innen Gehör verschaffen.
Kontakt: ppv@psd-wien.at
In Wien gibt es ein breites psychosoziales Angebot. Die Zusammenarbeit aller unterschiedlichen Organisationen ist ein entscheidender Beitrag, um Patient*innen bestmöglich zu behandeln und zu betreuen. Derzeit wird das Konzept ’Regionalversorgungsplattform‘ in der Region Favoriten erprobt und im Jahr 2024 auf weitere Regionen ausgeweitet. In regelmäßigen Vernetzungstreffen werden die Beteiligten der psychosozialen Versorgung aus einer Region zusammengebracht. Ziel ist es, die Vernetzung zwischen psychiatrischen Behandlungssetting und dem psychosozialen Komplementärbereich voran zu treiben und die gemeinsame Verantwortung im Rahmen der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung innerhalb einer Region zu stärken.
Kontakt: plattform.favoriten@psd-wien.at
Weitere aktuelle Projekte
KLIPSY School – psychische Gesundheit im Klassenzimmer
FLOPSY - Klinische Psychologie in Floridsdorfer Jugendzentren
Der psychiatrische und psychosomatische Versorgungsplan - Erklärvideo
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